Die Grundsatzfrage
Welche Versicherung brauche ich als Arzt wirklich?
Fragst du dazu zehn Finanzberater „Welche Versicherungen brauche ich als Arzt?“, bekommst du wahrscheinlich 9 1/2 unterschiedliche Aussagen. Dabei ist die Antwort auf diese Frage relativ einfach, weil dir die Frage eigentlich niemand zu 100% beantworten kann oder aber dir jeder das gleiche sagen müsste. Aber der Reihe nach.
Damit du verstehen kannst, welche Versicherung für dich als Ärztin oder Arzt wichtig ist und welche nicht, solltest du zunächst verstehen, worum es bei Versicherungen im Grunde geht. Auch das ist relativ einfach zu verstehen. Versicherungen sind dafür gedacht, dich vor finanziellen Folgen zu schützen, die du alleine nicht tragen KANNST.
Abseits von dieser Herangehensweise gibt es auch noch die Variante, bei der du vor den finanziellen Folgen geschützt wirst, die du nicht alleine tragen WILLST. Zwischen den beiden Varianten „KANNST“ und „WILLST“ liegt der wichtige Unterschied den ein guter Berater herausarbeiten können sollte. Was ist in deiner persönlichen Situation für dich jetzt genau besonders wichtig (weil „KANNST“) und was ist aktuell eher nicht von besonderer Relevanz (weil „WILLST“).
Ein Beispiel dazu:
Schützt dich vor den finanzielle Folgen die du nicht tragen KANNST:
die Krankenversicherung
Wenn du nicht gerade Millionär bist, ist es sehr einfach zu verstehen, dass dich eine Krankenversicherung (wie sie in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben ist) vor sehr hohen Kosten schützen kann. Du erleidest einen Unfall und musst mehrere Tage stationär – vielleicht sogar auf Intensiv -behandelt werden? Ein einziger Tag auf der Intensivstation kann schnell ein paar Tausend Euro verschlingen, wie du im Fallpauschalenkatalog des Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus nachlesen kannst. Du musst – vielleicht mehrfach -operiert werden und es kommen kostenintensive Folgebehandlungen auf dich zu? Die Krankenversicherung ist genau dafür da, dich vor diesen finanziellen Folgen zu schützen.
Schützt dich vor den finanzielle Folgen die du nicht tragen WILLST:
die Zahnzusatzversicherung
Wenn du in der Gesetzlichen Krankenversicherung versichert bist ist eine Zahnzusatzversicherung eine durchaus sinnvolle Versicherung. Nur ist es nicht unbedingt so, dass du sie zwingend brauchst. Nehmen wir wieder an du erleidest einen Unfall und dir müssten neue Zähne eingesetzt werden. Jetzt kann es sein, dass der Zahnarzt deines Vertrauens dir einen Heil- und Kostenplan über mehrere Tausend Euros vorlegt und du feststellen musst, dass dich deine GKV nur mit einem überschaubaren Teil finanziell bezuschussen möchte. Es liegt jetzt an dir, ob du zum Beispiel 5.000 € aus eigener Tasche für schöne und funktionelle Zähne bezahlen möchtest oder nicht. Wenn nicht sieht es vielleicht nicht sehr hübsch aus und ist zudem weniger praktisch, aber es belastet dich nicht EXISTENZIELL.
Somit sind wir jetzt bei einer für unsere Frage nach den wirklich wichtigen Versicherungen bei einem sehr wichtigen Punkt angelangt. Nämlich bei dem Punkt der Frage danach, ob eine Versicherung EXISTENZIELLER Natur ist oder eben nicht. Diese Frage bildet aus unserer Sicht die Grundlage für die Antwort auf die Frage „Welche Versicherungen brauche ich als Arzt wirklich?“.
Welchen Risiken bist du ausgesetzt, die im Schadenfall existenzbedrohend sein können? Im Prinzip gibt es da nur drei:
1. Krankheit – Schutz vor den finanziellen Folgen durch die Krankenversicherung
Wie schon in unserem Beispiel beschrieben, schützt dich eine Krankenversicherung vor den unkalkulierbar hohen Kosten die auf dich zukommen können.
2. Haftung – Schutz vor den finanziellen Folgen durch die Haftpflichtversicherung
In Deutschland gibt es keine Begrenzung der Haftung. Sprich: wenn du jemandem einen Schaden zufügst – auch wenn es unabsichtlich war – bist du dazu verpflichtet diesen Schaden zu ersetzen.
Ein unbedarfter Moment indem du auf dein Handy blickend auf die Straße trittst und dadurch einen Verkehrsunfall mit Personenschaden verursachst, kann finanziell gesehen dein Leben zerstören. In einem solchen Szenario kann es sein, dass du für die entstehenden Kosten (Sach- UND Personenschaden) aufkommen musst. Wenn die Kosten so hoch sind, dass du den Rest deines Lebens damit verbringen wirst diese Kosten zu ersetzen, dann ist das eben so. Speziell bei MedizinerInnen muss natürlich auch das Risiko der beruflichen Haftung betrachtet werden. Tendenziell geht es hierbei in die gleiche Richtung wie bei der privaten Haftung (keine Begrenzung etc.). Wenn du näheres zur Berufshaftpflichtversicherung wissen möchtest, lohnt sich ein Blick auf unsere Webseite in der Rubrik Haftpflichtversicherung.
3. Berufsunfähigkeit – Schutz vor den finanziellen Folgen durch den Verlust der Berufsfähigkeit
Vielleicht magst du jetzt denken „War ja klar, dass das jetzt kommt.“, aber es wäre falsch dieses Thema nicht zu benennen. Auch hier geht es um die grundsätzliche Idee die hinter allen Versicherungen steht. Wenn du aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls nicht mehr in der Lage sein solltest, deinen Beruf dauerhaft auszuüben, stellt sich die existenzielle Frage, wie du die Dinge des täglichen Lebens weiterhin bezahlen willst. Wir sprechen auch hier wieder über Kosten, die du im Regelfall nicht alleine tragen können wirst. Über das ärztliche Versorgungswerk besteht ein Grundschutz für das Risiko Berufsunfähigkeit. Ob dieser Schutz für sich allerdings ausreichend ist, solltest du persönlich für dich klären. Das Thema ist zu wichtig, als dass man es auf die leichte Schulter nehmen sollte.
(4.) Tod – Schutz vor finanziellen Folgen durch deinen Tod
Punkt 4. steht deshalb in Klammern (4.), weil dieses Risiko meist nur dann ein existenzielles Risiko darstellt, wenn deine Hinterbliebenen finanziell von dir abhängig sind. Das ist zum Beispiel oft dann der Fall, wenn du Kinder hast oder hohen finanziellen Verpflichtungen, wie etwa eine Immobilienfinanzierung eingegangen bist.
Was jetzt noch wichtig ist
Ist dir aufgefallen, dass wir bislang nicht einmal darüber gesprochen haben, wie wahrscheinlich es ist, dass dich das eine oder andere Risiko tatsächlich betrifft? Das ist absolut so gewollt. Hierbei handelt es sich um einen wichtigen Faktor den du zwingend in Beratungsgesprächen mit einem Bank- Versicherungs- oder Finanzberater berücksichtigen solltest. Selbst wenn du dich mit Freunden, Bekannten oder auch Kollegen austauschst solltest du im Hinterkopf behalten, dass die Bewertung einer Wahrscheinlichkeit eine untergeordnete Rolle einnehmen muss. Ein Finanzberater ist nicht dafür da, dich mit statistischen Wahrscheinlichkeiten zum Eintritt deiner BU oder eines Haftungsfalls zu malträtieren. Denn am Ende ist eins klar, niemand weiß ob es gerade dich trifft oder nicht.
Genau das ist der Punkt, warum dir jeder seriöse Berater eine der oben genannten Versicherungen empfehlen muss und dies auch tut ohne dir Angst zu machen. Auch auf die Frage, wann du den Abschluss in Erwägung ziehen solltest muss die Antwort lauten: Sofort! Auch hier gilt wieder, weder du noch wir wissen, wann etwas passiert oder eben nicht passiert.
Selbstverständlich muss eine gute Beratung auch auf die Bewertung der Wahrscheinlichkeiten eingehen, aber es ist entscheidend, dass du verstehst das dies eigentlich irrelevant sein sollte.
Nicht das wir uns falsch verstehen. Die meisten anderen Versicherungen abseits der vorgenannten haben alle ihre Berechtigung und sind grundsätzlich empfehlenswert. Aber es macht eben wenig Sinn seinen Hausrat, der vielleicht 30.000 € Wert ist zu versichern und nicht seine Arbeitskraft. Oder nehmen wir das Beispiel der Altersvorsorge. Es ist mathematisch sehr einfach belegbar, dass es absolut sinnvoll ist sich frühzeitig mit dem Thema zu beschäftigen. Aber was hilft dir die beste Altersvorsorge, wenn du sterben solltest und deine Familie dazu gezwungen wäre das Eigenheim unter Wert und unter Zwang schnell verkaufen zu müssen.
Insgesamt kann man also sagen, dass jede Ärztin und jeder Arzt zu jeder Zeit die folgenden drei Versicherungen haben sollte: Kranken- Haftpflicht- und Berufsunfähigkeitsversicherung.
Wie man das genau macht, ob man sich perspektivisch für eine Private Krankenversicherung oder eine GKV mit oder ohne Zusatzversicherung entscheidet. Ob man zwingend auch eine Berufshaftpflichtversicherung abschließt oder seine BU in Kombination mit einer Rentenversicherung oder ohne abschließt, darf diskutiert werden (wenn du das tun möchtest, komm gerne auf uns zu). Aber die Frage „Welche Versicherungen brauche ich als Arzt wirklich?“ hoffen wir hiermit beantwortet zu haben.